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Erneuerbare Energien: BEE kritisiert hohe Importabhängigkeit der BMWi-Langfristszenarien

Berlin - Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Erstellung von Langfristszenarien für die Umsetzung der Energiewende beauftragt. Der Bundesverband Erneuerbare Energien e.V. (BEE) hat sich die Szenarien genauer angeschaut und fordert eine stärkere Fokussierung auf die nationalen Potenziale.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) hat eine Bewertung zu den BMWi-Langfristszenarien zur Transformation des Energiesystems vorgelegt. Er kritisiert insbesondere die unzureichende Nutzung der in Deutschland real vorhandenen Potenziale der Erneuerbaren Energien (EE) mit der Folge einer wachsenden Importabhängigkeit vom Ausland. Aber nicht nur bei den Erneuerbaren Energien setzt die Bundesregierung auf den Import.

Nationale Potenziale der Erneuerbaren Energien jetzt zügig heben
Im Projekt „Langfristszenarien für die Transformation des Energiesystems in Deutschland“ (Langfristszenarien 3) werden im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) Szenarien für die zukünftige Entwicklung des Energiesystems modelliert, mit denen die energie- und klimapolitischen Ziele erreicht werden sollen. Unter verschiedenen Bedingungen wird darin das Vorankommen der Energiewende in Deutschland dargestellt.

Aus Sicht des Bundesverbands Erneuerbare Energien e.V. werden in den Szenarien die Prämissen falsch gesetzt, da die heimischen Potentiale deutlich zu niedrig eingeschätzt werden. Dadurch werden auch die nationalen Ausbaupfade der Erneuerbaren Energien zu niedrig angesetzt und die nationale Energieversorgung erheblich und unnötig abhängig von kaum beeinflussbaren Rahmensetzungen in anderen Staaten gemacht, so der BEE. Zusätzlich werde die Bedeutung der steuerbaren Bioenergie im Energiesystem der Zukunft deutlich unterschätzt, kritisiert BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. In der Folge würde ein massiver und sehr teurer Übertragungsnetzausbau notwendig, dessen zeitgerechte Umsetzung angesichts der bisherigen Erfahrungen fraglich erscheine.

Die Szenarien setzten hinsichtlich der Prämissen vor allem die EE-Kostenstrukturen deutlich höher an als vergleichbare Studien. Zudem stehe eine Reihe von Annahmen der Szenarien im Gegensatz zu bereits durch die Bundesregierung beschlossenen Strategien. So werde die heimische Wasserstofferzeugung im Jahr 2030 mit 5,4 bis 6,8 TWh auf weniger als die Hälfte des Ziels aus der nationalen Wasserstoffstrategie mit 14 TWh angesetzt.

Peter fordert daher eine Grundsatzdebatte der Langfristszenarien. Diese müsse in der neuen Legislatur umgehend geführt und gleich auf Kurs Erneuerbare gebracht werden. “Statt neue Abhängigkeiten zu schaffen und Innovation und Klimaschutz zu verlagern, müssen zuvorderst heimische Potenziale genutzt werden“, fordert Peter.

Importe von Wasserstoff: Gründung der Stiftung H2Global - Handelsplattform und Doppelauktionsmodell
Auch beim Thema Wasserstoff setzt die Bundesregierung zur Deckung des hohen Bedarfs an „grünem“ Wasserstoff auf die Forcierung des Imports. Am 14.06.2021 wurde dazu die H2Global Stiftung durch 16 Unternehmen gegründet, um einen Beitrag für den internationalen Markthochlauf von grünem Wasserstoff zu ermöglichen. Das Vergabeverfahren für die Derivate aus grünem Wasserstoff startet noch in 2021. Mit Lieferungen der „grünen“ Wasserstoffprodukte ist ab 2024 zu rechnen.

Auf einer Handelsplattform bieten Unternehmen aus verschiedenen Ländern dann grünen Wasserstoff zu verschiedenen Preisen an (Angebotsseite), der niedrigste Preis ist ausschlaggebend. Auf der deutschen (Nachfrage)-Seite werden Gesuche mit Preisvorstellungen aufgerufen, der höchste aufgerufene Kaufpreis für „grünen“ Wasserstoff gewinnt. Bei einer auftretenden Differenz zwischen Ankaufspreis der Wasserstoffderivate und Verkaufspreis im Inland gleicht ein Intermediär die bestehende Differenz über einen an den „Contracts for Difference“-Ansatz (CfD) angelehnten Fördermechanismus aus. Hierfür stellt das BMWi ca. 900 Mio. Euro aus Steuermitteln zur Verfügung.

Darüber hinaus schließen EU und Bundesregierung vor dem Hintergrund des weltweit steigenden Bedarfs an grünem Wasserstoff zahlreiche Kooperationen mit verschiedenen Ländern.


© IWR, 2021


27.08.2021

 



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