Akteure der Energieeffizienz-Branche
Die Energieeffizienz-Branche befindet sich angesichts der aktuellen Ziele von Bund und Ländern zum Klimaschutz in einer dynamischen Entwicklungsphase. Aufgrund des vielfältigen Anwendungsportfolios in den Teilbereichen Energieeffizienz und Energiesparen hat sich in den verschiedensten Industrie- und Dienstleistungssektoren in den Segmenten Strom, Wärme und Treibstoffe ein breites Spektrum von Akteuren entwickelt.
Die Wertschöpfungskette erstreckt sich von der Herstellung von Bau- und Dämmstoffen, Isolierungen und Fenstern über die Produktion energieeffizienter Energieerzeugungsanlagen, Haushaltsgeräte oder Produktionstechnik sowie die Herstellung energieeffizienter Steuerungs-, Regelungs- und Pumpentechnik über die Planung von Anlagen (Kleinanlagen bis Kraftwerke), die Herstellung, Anlagen-Assemblierung und Errichtung bis hin zum Angebot von Smart-Metering-Konzepten und Contracting-Maßnahmen. Des Weiteren bildet die Bauindustrie ein wichtiges Glied innerhalb der Wertschöpfungskette im Bereich Energieeffizienz.
Kategorisierung nach dem Energieeffizienz-Grad
Bei der Kategorisierung der Akteure der Energieeffizienz-Branche kann nach dem Grad der Energieeffizienz der angebotenen Produkte und Dienstleistungen unterschieden werden (s. Abb. Energieeffizienz-Kategorien A bis C).
1. Industrielle Herstellung und Fertigung
Hersteller von Energieeffizienz-Produkten
Aus den vielfältigen Einsatzgebieten resultiert ein breites Spektrum von Energieeffizienz-Produkten (Dämmstoffe / Isolierungen, Fenster, Brennwert- und Heizkessel, Lüftungsanlagen, KWK-Anlagen, Kohlekraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen etc.). Bei den Unternehmen handelt es sich um Hersteller und Anbieter verschiedenster Größenordnungen. So zählen z.B. im Bereich der Heizsysteme neben einigen spezialisierten Unternehmen auch große Heizungsbauunternehmen zu den Marktteilnehmern.
Zulieferer und Komponentenhersteller
Neben den Herstellern von Energieeffizienz-Produkten stellt die Zulieferindustrie einen zentralen Teil der Wertschöpfungskette dar. Der Kreis der Zulieferunternehmen erstreckt sich auf Unternehmen der Wirtschaftszweige Stahl-, Maschinenbau, Elektrotechnik und Baugewerbe. Zu den Zulieferunternehmen gehören auf dem Energieeffizienz-Sektor Hersteller von BHKW-Komponenten wie z.B. Motoren und Turbinen, Abgassystemen, Schaltschränken, Kabeln sowie Produkten der SHK-Branche. Des Weiteren zählen Firmen aus den Bereichen Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, EDV-Technik oder Pumpen-Technik zu den Zuliefer-Betrieben.
2. Planung und Projektierung
Architekten, Planungs- und Projektierungsgesellschaften
Für die Planung und den Bau von energieeffizienten Gebäuden sind Architekten zuständig. Dabei reicht das Spektrum von energieeffizienten Einzelgebäuden wie Einfamilienhäusern über Mehrfamilienhäuser und Gewerbeimmobilien bis hin zu Großbauvorhaben wie Büro- und Gewerbekomplexen oder ganze Stadtquartieren.
Die Planung und Realisierung von größeren Heizungs-, Lüftungs-, Wärmerückgewinnungsanlagen oder Produktionsanlagen wird oft von spezialisierten Projektierungs-Unternehmen oder den Anlagenherstellern übernommen. Zu den Aufgaben der Projektierer gehört bei Heizungsanlagen neben der Standortwahl die Planung der Brennstoffversorgung. Des Weiteren umfasst das Aufgabenspektrum von Projektierern die Zusammenstellung von geeigneten Anlagenkonfigurationen, die Analyse der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens und die Umsetzung von Genehmigungsverfahren. Zu den weiteren Aufgaben von Projektierern gehören die Betreuung der Errichtung und die Übergabe der Anlage an den Betreiber/Investor.
Energiehandwerker
Bei Heizungs-Anlagen wie z.B. Öl-, Gas- und Holzheizungen sowie Wärmepumpen und Solaranlagen zur Wärme- und Warmwasserversorgung übernehmen oft Energiehandwerker und Sanitär- und Heizungsinstallateure die Planung und Projektierung der Anlagen.
3. Finanzierung und Versicherung
Banken und Finanzinstitute
Je nach Höhe der Investitionskosten und Größe der Bauprojekte oder der zu errichtende Anlage (z.B. neue energieeffizientere Produktionsstrasse), werden Projekte als klassisches Zinszahlungsdarlehen über eine Unternehmens- oder Projektfinanzierung oder im Rahmen von Projektkonsortien realisiert. Zu den Investorengruppen zählen unter anderem Großkonzerne, Bankenkooperationen, Stadtwerke und KMU oder private Geldgeber. Bei Heizungsanlagen für Wohn- und Firmengebäude erfolgt die Finanzierung über Kreditfinanzierungen durch Privatbanken sowie öffentliche Banken wie die staatliche Förderbank KfW.
Versicherungsgesellschaften
Die Umsetzung von großen Bauvorhaben und die Errichtung von Großanlagen wie energieeffizienten Kraftwerken ist an die Absicherung durch entsprechende Versicherungen gebunden. Das Risikomanagement stellt wegen der hohen Investitionssummen bei Großanlagen eine große Herausforderung dar. Vielfältige Risiken entstehen beim Bau bis zur Inbetriebnahme sowie im Zug des Anlagenbetriebs.
4. Errichtung und Wartung
Bauunternehmen und Anlagenhersteller
Die Errichtung von Gebäuden und Anlagen und die Installation von Infrastruktureinrichtungen wie Kabeln und Leitungen werden von Bauunternehmen und Anlagenbauern übernommen, die zum Teil als Generalunternehmer die Projektumsetzung schlüsselfertig übernehmen. Zum Teil sind mehrere Unternehmen in Arbeitsgemeinschaften an den Projekten beteiligt.
Service- & Wartungsunternehmen
Für die Betreiber von Energie-Erzeugungsanlagen oder Produktionsanlagen ist ein störungsfreier Betrieb der Anlagen essentiell für die Wirtschaftlichkeit. Eine wichtige Rolle haben dabei die Betriebsführung und der Service bzw. die Wartung der Anlagen. Die Wartung wird von den Anlagen-Herstellern oder externen Dienstleistungsunternehmen übernommen. Bei Heizungsanlagen übernehmen die Energiehandwerker und die Installateure der Sanitär- und Heizungsbranche i.d.R. den Bau und die Wartung der Anlagen.
5. Zertifizierung und Prüfung
Bei Anlagen zur Energieerzeugung bzw. Produktionsanlagen stellen unabhängige Zertifizierungs- und Prüfinstitute sicher, dass die technischen Anforderungen beim Anlagenbetrieb eingehalten werden.
6. Anlagenbetrieb
Im Bereich der Energieerzeugungsanlagen ist die Unternehmens-Palette aufgrund des Nebeneinanders von zentralen und dezentralen Erzeugungsanlagen vielfältig und reicht von Stromversorgern, Stadtwerken über Genossenschaften und Projektierungsgesellschaften bis hin zu Einzelbetreibern (Öl-, Gas- und Biomasseheizungen, KWK-Anlagen). Zu den Anlagenbetreibern zählen auch die Produzenten von Treibstoffen wie Benzin und Diesel sowie Biodiesel oder Bioethanol. Gleiches gilt für die Kategorie der Produktionsanlagen, auch hier ist das Spektrum der Marktakteure aufgrund der breiten Palette an Unternehmen relativ breit.